Morgens fallen hier in Meeresnähe noch ein paar Regentropfen und über dem Aspromonte - den wir heute durchqueren wollen - hängen zunächst dichte Regenwolken. Erst mal fahren wir hinauf nach Gerace Città (Kalabrien), um uns dort in einem Lebensmittelgeschäft zu versorgen. Danach geht's wieder ein Stück zurück abwärts und dann auf der aussichtsreichen S 111 bei mäßiger Steigung Richtung Passo del Mercante. Während der Auffahrt wird die Wolkendecke über den Bergen dünner und die Sonne zeigt sich. Es weht aber ein starker Westwind und es ist relativ kühl. Am Passo del Mercante biegen wir links ab und fahren hügelig weiter über eine dicht bewaldete Kammstrecke, die an einer Stelle eine sehr schöne Aussicht zum Ionischen Meer bietet. Wir erreichen die S 112. Auf ihr wären es jetzt nur noch ca. 15 km bis nach Plati. Der Ort gilt als Hochburg der kalabrischen Mafia, der Ndrangheta. Beispielsweise stürmten 2003 über 1000 Carabinieri das Dorf mit nur 2800 Einwohnern, wobei 131 Verdächtige festgenommen wurden. Wir fahren aber auf der S 112 in die andere Richtung. Die längere Abfahrt bietet sehr gute Aussicht auf den waldreichen Aspromonte und über die Ebene von Gioia bis zum Tyrrhenischen Meer. Die Straße führt uns durch Santa Christina d'Aspromonte in das Tal des Duverso und dann wieder aufwärt über Scido nach Delianuova. Die Orte machen alle einen wenig einladenden Eindruck. Die Autofahrer, die wir nach dem Weg fragen, sind aber freundlich und hilfsbereit. Inzwischen sind nur noch ein paar Wölkchen am Himmel und es wird angenehm warm. Hinter Delianuova biegen wir ab auf die Bergstraße S 183 Richtung nach Gambarie. Die Straße ist bis zur Abzweigung Sant'Eufémia nahezu autofrei und verläuft meist im dichten Wald. An einer Stelle erschrecke ich mich etwas, als ein großes bräunliches (Haus-) Schwein fast regungslos am Straßenrand steht. Im oberen Bereich lichtet sich der Wald und es sind wieder einige Autos unterwegs (Wochenendverkehr). Wir erreichen unser Tagesziel Gambarie recht früh. Wir nehmen uns ein Zimmer, laden einen Teil unseres Gepäcks ab und machen uns noch auf den Weg zum Montalto. Die Nebenstraße dorthin geht wenige Kilometer hinter Gambarie von der S 183 ab. Die meist durch dichten Wald verlaufende Strecke steigt zunächst stetig und teilweise sehr steil an. Im oberen Bereich ist sie mit großen Schlaglöchern übersäht und führt hügelig mit einigen kurzen aber teilweise sehr steilen Anstiegen bis unterhalb des Montalto. Hier könnte man weiterfahren nach San Luca. Auch San Luca gilt als eine Hochburg der Ndrangheta. Hier brach 1991 die Fehde zwischen zwei Mafiafamilien aus, welche bislang 26 Todesopfer forderte. Die Auseinandersetzungen erreichten am 15. August 2007 auch Deutschland, als in Duisburg sechs Italiener in einem Auto erschossen wurden. Wir gehen aber über einen Fußweg (ca. 10 Minuten) zum höchsten Berg des Aspromonte (1.956 m). Oben sehr schöne Aussicht auf die Südspitze Italiens. Es ist schon recht spät und trotz des klaren Wetters kann man den Ätna wegen des Gegenlichts heute nicht sehen (dafür aber morgen früh von der S 183). Anschließend geht's wieder über den Fußweg zu unseren Rädern und dann die gleiche Strecke zurück nach Gambarie (Kalabrien). Gambarie ist das einzige Touristenzentrum des Aspromonte und wurde zur Versorgung von Sommerfrischlern, Wintersportlern und Wanderern errichtet.
Landschaftlich hervorzuhebende Abschnitte: gesamte Strecke
Verkehr: S 183 zwischen Abzweigung Sant'Eufémia und Abzweigung Nebenstraße Montalto mäßig (Wochenend-) Verkehr, sonst wenig bis sehr wenig Verkehr
Übernachtung: Hotel "Centrale", 60 EUR mit Früstück (Zweibettzimmer)
Bewertung: sehr schönes und geräumiges Zimmer, gutes Frühstück
Abendessen im Hotel: Vorspeise (Pasta) / Hauptspeise (Lammfleisch oder Schwertfisch und Tomatensalat) / Nachspeise (Obst) / Rotwein / Mineralwasser für zusammen 22 EUR
Etappenlänge: 119 km | Aufstieg gesamt: 2.923 m |
Abfahrt: 08:35 Uhr | Ankunft: 18:55 Uhr |
Nettofahrzeit: 6 h 43 min | Fahrzeit + Pausen: 10 h 20 min |
v Ø (netto): 17,7 km/h | v Ø mit Pausen: 11,5 km/h |
Höchsttemperatur bei 25°C